Störungen
Welche psychischen Störungen gibt es?
Die Verhaltensänderung Ihres Kindes kann auf unterschiedliche psychische Störungen und Erkrankungen zurückzuführen sein. Dabei wird zwischen folgenden Krankheitsbildern unterschieden:
Anpassungs- und Belastungsstörung
Sie wird verursacht durch stark belastende Ereignisse oder eine besondere Veränderung im Leben (zum Beispiel eine Scheidung). Dazu zählt auch die posttraumatische Belastungsstörung nach einem Erlebnis mit aussergewöhnlicher Bedrohung (Gewalt, Missbrauch). Solche Erfahrungen können eine vorübergehende seelische "Betäubung" auslösen, die sich in niedergedrückter Stimmung, Angst oder auch dem Gefühl äussert, im Leben nicht mehr zurechtzukommen. Besonders Jugendliche können manchmal auch aggressiv reagieren.
Angsterkrankungen
Sie äussern sich in starken panikartigen oder allgemeinen Ängsten unabhängig von tatsächlichen Gefahren und Bedrohungen. Manche Ängste sind auch durch bestimmte Situationen (zum Beispiel Begegnung mit anderen Menschen) bedingt. Eine Reaktion ist die Vermeidung solcher Situationen. Bei der Schulangst haben die Kinder Angst, die Sicherheit des Elternhauses zu verlassen. Dabei werden häufig körperliche Beschwerden vorgeschoben, um nicht zur Schule gehen zu müssen.
ADHS
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Zappelphilipp-Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter.
Sie zeichnet sich durch 3 Symptomkomplexe aus:
Aufmerksamkeitsstörung: Sie ist gekennzeichnet durch eine leichte Ablenkbarkeit und Konzentrationsprobleme besonders bei Routinetätigkeiten.
Hyperaktivität: Darunter versteht man eine körperliche Unruhe und Zappeligkeit. Personen mit ADHS können schwer ruhig sitzen. Eine Beeinträchtigung der Feinmotorik kann sich in einem unruhigen Schriftbild zeigen.
Impulsivität: Darunter versteht man spontanes, oft unüberlegtes Handeln. Die Betroffenen können nicht warten, sich an Regeln halten. Sie zeigen ihren Ärger unkontrolliert.
Emotionale Erkrankungen
Depressive Gemütsstörungen äussern sich durch Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit. Dinge, die früher Spass gemacht haben, werden uninteressant. Es kann zu körperlichen Beschwerden, wie Kopf- oder Bauchschmerzen und Schlafstörungen kommen.
Manchmal kippt die depressive Stimmung in das Gegenteil. Die Niedergeschlagenheit wird dann von ungewöhnlicher Heiterkeit oder Reizbarkeit abgelöst. Man spricht dann von manisch-depressiver Erkrankung oder bipolarer affektiver Störung.
Entwicklungsstörung
Es handelt sich um eine Gruppe von Störungen, bei denen der Spracherwerb, die Motorik oder der Erwerb schulischer Fertigkeiten (Lesen, Rechnen) beeinträchtigt sind. Eine Folge können Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, sowie im emotionalen und Verhaltensbereich sein.
Essstörung
Personen mit Anorexie (Magersucht) hungern im Extremfall bis zum lebensbedrohlichen Untergewicht. Die eigene Körperwahrnehmung ist verzerrt. Die Überzeugung, zu dick zu sein, ist nicht korrigierbar. Die Gedanken kreisen zwanghaft um Essen und Fasten. Alle Aktivitäten konzentrieren sich auf das Gewicht. Kontakte zu Freunden gehen verloren.
Bei der Bulimie verschlingen die Betroffenen grosse Mengen kalorienreicher Nahrung. Um die gefürchteten Kalorien wieder los zu werden, führen sie aktiv Erbrechen herbei oder benützen Abführmittel.
Hyperaktivitätsstörung
siehe ADHS
Persönlichkeitsentwicklungsstörungen
Die Betroffenen fallen durch ein extrem verunsichertes Selbstbild auf. Sie sind nur eingeschränkt fähig, auf persönliche und soziale Lebenslagen zu reagieren. Meist handeln sie impulshaft ohne Berücksichtigung von Konsequenzen. Die Stimmung ist häufig labil und wird von emotionalen Ausbrüchen geprägt.
Selbstverletzendes Verhalten (SVV)
SVV ist keine Krankheit an sich, sondern ein Begleitsymptom. Verletzungen richten sich bewusst gegen den eigenen Körper. Sie werden zum Beispiel durch scharfe Gegenstände wie Rasierklingen, Glasscherben oder durch Verbrennen herbeigeführt. Auch das absichtliche Aufkratzen von Wunden oder das Ausreissen von Haaren ist möglich.
Schwere psychische Erkrankungen
Kinder und Jugendliche können auch von schweren psychischen Krankheiten betroffen sein. Dazu zählen tiefgreifende Bindungsstörungen, der Autismus oder die schizophrenen Erkrankungen. Hinweise dafür können sein: die Unfähigkeit Blickkontakt herzustellen, ein Mangel an Interesse an anderen Menschen, seltsame, sich wiederholende Bewegungen, Halluzinationen oder Denkstörungen.
Störung des Sozialverhaltens
Betroffene können sich nur schwer an gesellschaftliche Regeln halten und verletzen soziale Normen. Sie sind streitbar, mitunter zerstörerisch gegenüber Dingen, Tieren oder Menschen. Das Verhalten ist schwerwiegender als gewöhnlicher kindlicher Unfug und kann auch kriminelle Handlungen beinhalten.
Sucht
Die meisten Jugendlichen haben Erfahrung mit Alkohol und anderen Drogen, die sie einfach ausprobieren. Dieses Experimentieren ist Teil des Erwachsenwerdens und meistens vorübergehend. Man kann aber nicht vorhersagen, ob aus dieser Durchgangsphase regelmässiger Gebrauch oder eine Abhängigkeit entsteht. Deshalb sollte jeder Konsum ernst genommen und angesprochen werden.
Suizidalität
Suizidalität ist keine Krankheit an sich, sondern ein Begleitsymptom. Die Ankündigung von Selbstmord ist immer ein alarmierendes Zeichen. Auch wenn meist nicht der Wunsch zu sterben im Vordergrund steht, sondern die Vorstellung, so wie bisher nicht weiterleben zu können, ist immer eine sorgfältige Beobachtung erforderlich. Die Ursachen können beispielsweise krisenhafte Ereignisse oder psychische Erkrankungen sein.
Zwänge
Zwänge sind Gedanken oder Handlungen, die man einfach „tun muss“, obwohl man eigentlich weiss, dass sie völlig unsinnig sind. Ein Handlungszwang ist zum Beispiel extrem häufiges Händewaschen oder ritualisiertes An- und Ausziehen von Kleidungsstücken. Die Betroffenen leiden darunter, Schule, Freizeit und soziale Kontakte können dadurch schwer beeinträchtigt sein.
Kinder von Eltern mit einer psychischen Erkrankung
Psychische Erkrankungen in der Familie können für Kinder zu Belastungsfaktoren werden. Die meisten Kinder entwickeln sich gesund, einige reagieren jedoch mit psychischen Symptomen. Vorbeugend hilft die rechtzeitige Erkennung, die Aufklärung und ein offenes, kindgerechtes Gesprächsklima. So gewinnen Eltern Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung und in Erziehungsfragen.
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